Il Borgo di Maglie
Maglie ist das pulsierende Herz der salentinischen Halbinsel, mit dem Gemüt eines unermüdlichen und ständig wachsenden Jugendlichen. Sein „Lebendig-Sein“ drückt sich in den zahlreichen Handwerksstätten und Geschäften aus, die viele Besucher in den Ort locken, doch Maglie ist vor allem auch ein Zentrum des Wissens und der Kenntnis.
Wie ein Hydrant, der die Stadt ununterbrochen bewässert, so breitet sich die Kultur in den Straßen dieser Ortschaft aus, und lässt ständig neue Ideen und Erfahrungen sprießen.
In einen ockergelben Schleier gehüllt, tut der Lecceser Tuffstein sein Übriges und verleiht den Kirchen und Denkmälern eine Raffinesse, kombiniert mit der Faszination der Geschichte.
Morigino
Morigino befindet sich nur wenige Kilometer von Maglie entfernt, und obgleich es sich nur um einen sehr kleinen Ortsteil handelt, hat er doch alte Geschichten und so manch Rätselhaftes zu erzählen.
Diese Siedlung war ursprünglich ein Heerlager der Sarazenen, wurde dann von mehreren langobardischen Familien bewohnt und war bis zum 19. Jahrhundert eine autonome Gemeinde.
Treue Zeugin dieser Unabhängigkeitsgeschichte ist die Mutterkirche von Morigino, die älteste im Gebiet um Maglie und von großer Bedeutung, sowohl aus historischer als auch aus künstlerischer Sicht, und bewahrt in ihrem Inneren wertvolle Schätze.
Dieser kleine Ort ist heute vor allem wegen einer Besonderheit bekannt: in der Nähe eines verlassenen Hauses befinden sich Kalksteine, in die menschliche Gestalten eingemeißelt wurden, Skelette, Frauen und Tiere. Es wird behauptet, auf diesen Steinen hätte ein gequälter Künstler seine Ängste und Besessenheiten dargestellt, ein Einsiedler, der sich 1900 das Leben genommen hat, aber noch heute von sich reden macht.
Geschichte
Die Geschichte der Stadt Maglie ist eine anhaltende Verstrickung aus Annahmen und Wissenslücken, die heute noch Wissenschaftler diskutieren lassen und keine Gewissheit über ihre Gründung preisgeben. Einige sind der Meinung, die Gründung gehe auf das Gehöft „Pretore“ zurück, das sich dem Lehensgut von Cutrofiano anschloss; andere hingegen sehen die Geburtsstunde der Stadt in der Vereinigung der drei Gehöfte „San Basilio, Sant’Eligio und San Vito“.
Aus vorgeschichtlichen Zeugnissen wissen wir, dass das Gebiet bereits in der Eisenzeit bewohnt war. Es war unter der Herrschaft verschiedener Feudalherren, als Erste die Familie „Lubelli“, die die Stadt über 4 Jahrhunderte verwaltete und das erste Schloss baute. Danach fiel die Stadt an andere Lehnsfamilien, darunter die „Filomarino“ und schließlich die „Capece“.
Die Familie “Capece” muss gesondert hervorgehoben werden. Diese letzte Lehnsfamilie gab Maglie den nötigen Antrieb, um eine der wichtigsten Städte der Region Salento zu werden: sie kurbelten die Landwirtschaft, das Handwerk, die Industrie und Kultur an und förderten sie. Die heutige Bedeutung der Stadt Maglie ist ohne Zweifel der Familie Capece zu verdanken und die Bevölkerung ist sich dessen bewusst und erkennt es dankbar an.
Die Stiftskirche, der Dom von Maglie
Der Dom trägt heute noch den griechischen Namen der „Großen Kirche“. Hoch und eindrucksvoll, erscheint sie doch geschmeidig und lieblich, dank der wellenartigen „Bewegung“ in der Fassade. Ihr Äußeres, aus Lecceser Tuffstein gebaut, weist gerade so viele barocke Züge auf, um die Kirche elegant wirken zu lassen, mit einem feinen Gleichgewicht an Details, ohne überladen zu sein und somit den Blick des Betrachters abzulenken.
Das römische Innere bewahrt wertvolle Schmuckstücke auf, wie z. B. die beiden barocken Steinaltäre, von Emanuele Orfano gemeißelt und von Hand bemalt sowie das hölzerne Chorgestühl mit Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Diese wertvollen Elemente der Kirche gesellen sich zum Glockenturm, der die Fassade überragt und in der Tat, mit seinen 48m, zu den höchsten Glockentürmen der Provinz Lecce zählt.
Der Palast “Capece” und die Statue von Francesca Capece
Der Baronspalast der Familie Capece ist kein städtischer Verwaltungssitz, wichtiges Detail in der Kultur- und Zivilisationsgeschichte der Stadt. Der Palast ist vermutlich als angevinische Festung entstanden, wurde durch die Plünderungen des osmanischen Volkes schwer beschädigt und erwachte zunächst mit der Familie Lubello zu neuem Leben, wurde danach wieder zerstört und durch den Herzog Filomarino im Adelsgewand wieder aufgebaut. Der Familie Capece ist das bedeutende Tor im Barockstil zu verdanken.
Die letzte Freiherrin der Stadt Maglie, Francesca Capece, hat ihr Zuhause dem Volk überlassen, mit der Absicht, jungen Menschen eine Lern- und Ausbildungsstätte zu bieten und heute ist das Gebäude Sitz des Klassischen Gymnasiums, nach der Edeldame benannt, und des Paläontologie-Museums.
Maglies Bevölkerung hat sich der Freiherrin Capece gegenüber immer erkenntlich gezeigt, und um sie zu ehren, wurde ihr eine Statue beachtlicher Geltung und Ausführung gewidmet. Diese Statue aus weißem Carrara-Marmor ist sicher eines der wichtigsten Werke des salentinischen Bildhauers Antonio Bortone, der die Dame in einem Moment am Ende ihres Lebens verewigen wollte, während sie einem jungen Burschen mit einem Wappenschild in der Hand, ein Kreuz als Symbol des Glaubens und ein Buch, Sinnbild des Wissens, überreicht.
Die Villa Tamborino
Die Villa Tamborino wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf Wunsch des Senators Achille Tamborino gebaut. Das wahre Flaggschiff dieser Villa ist ihr Garten: ein englischer Park, mit orientalischem Hauch.
Die Villa öffnet ihre Pforten mit einem neoklassizistischen Pavillon, mit Kränzen und Füllhörnern geschmückt. Die Eingangsallee führt zu einem achteckigen Aussichtspunkt, in dessen Mitte uns ein Coffee-Shop hinter einem Faltenvorhang aus weichen Stoffen direkt in die Türkei entführt. Unter dem Fußboden, den wir betreten, verstecken sich künstlich angelegte Grotten mit Steinen, Muscheln und Stalaktiten bedeckt. Der Garten ist eine Oase in der bewegten Stadt Maglie: es wechseln sich Atrien aus dem 19. Jahrhundert und künstliche Grotten ab, wunderschöne Wiesen und kleine Seen mit Enten. Eine seltene Perle, in die man sich zurückziehen kann um die Stille der Natur zu genießen.
Die Werkstätte “Piccinno”
Zur Geschichte der Stadt Maglie gehören auch die Geschehnisse um die Gebrüder Piccinno, die mit ihrer Handwerkstradition dazu beigetragen haben, den Namen der Stadt bekannt zu machen.
Die Brüder Piccinno waren seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Tischlermeister und bauten Möbel unvergleichlicher Qualität und Eleganz, die nach ganz Europa und sogar Amerika ausgeführt wurden.
Eine Brandstiftung führte 1926 zum Zusammenbruch des Unternehmens. Die Mitarbeiter, die dabei ihre Arbeitsstelle verloren hatten, eröffneten kleine Werkstätten und führten die Tradition fort, die die Familie Piccinno groß gemacht hatte.
In der Werkstätte wurde bis 1995 die Tabakmanufaktur geführt. Heute ist sie Zentrum des sozialen Lebens in Maglie, als Ausstellungs- und Veranstaltungsort.
Die „Cutura“ (Giuggianello)
Die Region Salento hat das Erbe ihrer Gutshöfe wertschätzen gelernt und diese zu neuem Leben erweckt, die somit dem Verfall und der Verwahrlosung entrissen wurden. So auch im Falle der „Cutura“, ein Gutshof des 19. Jahrhunderts, aus deren Stein (Cute) einer der schönsten botanischen Gärten Italiens entstanden ist.
Die Gewürzpflanzen liebkosen den Geruchssinn, die Farben tausender Blumen verzücken den Blick, und zu diesen Sinnesreizen fügt sich noch eine Zitrusplantage und ein wunderbarer Steineichenwald hinzu.
Geht man in dieser Augenweide der Natur weiter, erreicht man das Feld der Fettpflanzen: es sind tausende, in den seltsamsten Formen und Farben, seltene Arten, die der Garten sorgsam hütet. Die geführten Besichtigungen geben kurzweilige Einblicke und laden ein, Details und Besonderheiten der Pflanzenwelt, die uns umgibt, zu entdecken.
Der Glockenmarkt
Am Freitag vor Palmsonntag wird Maglie von Touristen und Neugierigen überfallen, die zur Piazza Tamborino strömen, um den traditionellen Glockenmarkt zu sehen.
Handwerker aus der ganzen Region stellen Glocken aus Terracotta aus, in lebendigen Farben und Ausführungen.
Die Tradition gibt vor, dass die Glocken am Gründonnerstag schweigen, während sich Kinder und Jugendliche auf die Straßen drängen und freudig ihre Glöckchen erklingen lassen.
Heute sind zu den Glocken noch Trillerpfeifen und „Trozzule“ (alte krachmachende Holzgeräte) hinzugekommen und es ist sicher schwierig, tatsächlich jemanden zu finden, der sein Glöckchen schwingen lässt, aber dieses Ereignis ist für Maglie und die umliegenden Dörfer noch immer unverzichtbar.
Salvatore Toma
“Die heftigsten und leidvollsten des Jahrzehnts”: so wurden seine Verse bezeichnet. Es geht um einen jungen Mann, der zwischen den 70er und 80er Jahren auf einer Eiche am Stadtrand „rumlungert“ und Gedichte schreibt, in denen er vom Tod in herzzerreißenden, aber auch ironischen und spöttischen Tönen spricht, sowie vom Selbstmord als rettender Ausweg.
Salvatore Toma, Maglies Dichter, veröffentlicht unter seinem Pseudonym Totò Franz zwischen 1979 und 1983 sechs Gedichtbände.
In seinen Gedichten dreht sich alles um den Tod, er sehnt ihn förmlich verehrend herbei, als wäre er eine schöne Frau. Zu diesem thematischen Schwerpunkt gesellt sich der der Tiere, die er in ihrer Reinheit und Treuherzigkeit bewundert, da sie frei von jeder menschlichen Boshaftigkeit sind.
Der Todesminnesänger ist mit nur 35 Jahren aus dem Leben geschieden, Romantiker behaupten, er hätte sich das Leben genommen, andere hingegen führen sein Ableben ganz sachlich auf den Missbrauch von Alkohol und die damit verbundene Leberzirrhose zurück. Seine Verskunst ist eine der originellsten Italiens, widerspenstig und vorbehaltlos. „Du wirst dich nie für meine Gedichte interessieren“, provozierte Totò Franz eines Tages die Philologin Maria Corti. Diese begann, seine Schriften kennenzulernen und zu studieren und erkannte sein unbestrittenes Talent an. Nach seinem Tod brachte sie zwei seiner Sammelbände heraus. Der Junge, der nur in lokalen Zeitschriften erschienen war, gelangte erst nach seinem Tod zu verdientem nationalen Ruhm.
Aldo Moro
Am 23. September 1916 wurde Aldo Moro in Maglie geboren. Der Staatsmann verbrachte nur seine Kindheit dort, doch die Stadt lebt heute noch in enger Bindung zu ihrem berühmtesten Sohn. Er war Sinnbild der christlichen Demokratie, mehrmals Abgeordneter und Minister. 1976, auf dem Höhepunkt der „Bleiernen Jahre“, wird er zum Ministerpräsidenten ernannt. Das tragische Ende seines Amtes ist weit bekannt: seine Entführung und Tötung durch die Roten Brigaden. Der Fall „Moro“ ist heute noch schmerzvoller Diskussionsgrund, für Maglie und ganz Italien.
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